Wie heißt der Dialekt im Ruhrgebiet?
Die Frage ist natürlich, ob wir überhaupt von Dialekt sprechen können. Das lässt sich nicht verläßlich beantworten. Einige sprechen auch von Regiolekt. Im Prinzip ist da was dran. Zumal es im Ruhrpott selber manchmal, je nach Gebiet, andere Aussprachen, Ausdrücke oder umgangssprachliche Normen gibt.
Also wie heißt die Sprache anne Ruhr denn nu?
Im Vorschlagswerk Wikipedia wird der Eintrag beispielsweise unter „Ruhrdeutsch“ geführt. Die Homepage Ruhrgebietssprache führt die Begriffe:Ruhrgebietssprache · Ruhrdeutsch · Ruhrdialekt · Ruhrpottisch · Ruhrpottdeutsch · Ruhrgebietsdeutsch
Wir vonne Ruhrbazille sagen: Ruhrisch, Pöttisch oder einfach Pottsprache. In unserem Lexikon taggen wir in der Kategorie Pottsprache aber ganz formal Ruhrdeutsch – Deutsch / Deutsch – Ruhrdeutsch
Was ist das also nun für ein Dialekt oder Regiolekt, die Pottsprache?
Auch das lässt sich nicht klar beantworten. Deswegen haben wir hier mal eine kleine Internetumschau für Sie zusammengestellt!
Zusammengefasst: Die Pottsprache, das Ruhrdeutsch ist eine aus dem Plattdeutschen historisch gewachsene, ergänzende Form des heutigen Hochdeutsches. Wir haben in unserer Sprache polnische (Mottek, Madka), jiddische (Maloche, Ische, Massel etc.) und andere Sprachen, die z.B durch Einwanderungsgruppen geprägt sind und zukünftig noch geprägt werden.
Auch regional entfernte Mundarten aus dem Kölsche oder Preußischen finden wir vereinzelnd an.
Das kabarettistische Ruhrdeutsch , geprägt durch verstorbene, pensionierte und aktive Kabarettisten sind aber eher eine für die Außenwelt geschaffene übertriebene sprachliche Kunstform der Pottsprache, die Sie so in der Realität nicht antreffen werden. Außa inne lustichen Runde!
Und wo wird diese Sprache im Ruhrgebiet konkret im Alltag gesprochen?
Hier gilt festzuhalten, dass das politische Ruhrgebiet verschieden Dialekte bzw. Regiolekte haben. Zumal gibt es nicht überall eine Identifikation mit der Pottsprache. Unserer Wahrnehmung nach wird die Pottsprache in erster Linie im sog, gesprochen. In Raum Duisburg haben schon wieder eine ganz andere Situation. Hinter der Rheinseite – zur Ruhr weg gewandt – haben wir beispielsweise Gebiete, die erst im Zuge der Gebietsreform 1975 zu wurden. Die Menschen aus den eingemeindeten Gebieten fühlen sich eher zum Niederrhein zugehörig. Dementsprechend sind Ruhrdeutsche mit Rheinischen Regiolekte gemixt.
Auch die Stadt Essen grenzt im Süden an Rheinländische Gebiete.(Velbert, Mettmann Breischeid).
Viele Menschen dort verstehen sich wegen der niederrheinischen geographischen Lage eher als Rheinländer*innen statt als Ruhris. Mal ganz davon abgesehen, dass in den wohlhabenden Siedlungen sich ohnehin gebürtige Rheinländer*innen häuslich niedergelassen haben.
Und das gilt natürlich für große Teile des Raumes Wesel. Der Raum Wesel gehört zwar politisch zum Ruhrgebiet, aber geographisch fast in Gänze zum Niederrhein. Die meisten Menschen haben dort so gut wie keine homogene Bindung zum Ruhrpott. Das schlägt sich auch in den „Regiolekten“ wieder. Der Klang ist dort tendenziell Rheinländisch. Das gleiche gilt für die Gebiete die aus der Emscher/Lippe Region Richtung Münsterland gehen, aber auch von Dortmund aus Richtung Sauerland. Dort wird im Prinzip fast überall Hochdeutsch gesprochen. Vereinzelnt Sauerländer Platt oder andere Westfälische Dialekte.
Ruhrpöttische Sprachpflege?
Wie oben erwähnt, wird in erster Linie durch lokale Comedykünstler_innen die Ruhrpottsprache in übertriebener Form nach außen kultiviert.
So etwas wie ein Kulturverein für das Ruhrdeutsch ist uns so erst mal nicht bekannt. Für Hinweise in dieser Richtung wären wir sehr dankbar. Grundsätzlich werden auch wir hier in unserem Ruhrdeutsch-Lexikon mit einigen Übertreibungen arbeiten.
Im Prinzip wird sich Ruhrdeutsch immer weiterentwickeln. Dadurch das mittlerweile viele Verenglischungen im Hochdeutsch eingedrungen sind, hat dieses auch Auswirkungen auf das Ruhrdeutsch. Außerdem werden neue integrierte Einwandergruppen die Sprache zukünftig noch mehr beeinflussen. Gleichzeitig aber wird möglicherweise das Ruhrdeutsch insgesamt zurückgedrängt werden. Ehemalige Malocherstädte wie Bochum und Dortmund haben Universitätsstrukturen, die Menschen aus ganz Deutschland anziehen. Auch die damit einhergehende Akademisierung der Bevölkerungsstrukturen wird die grammatikalische Unbefangenheit aus den alten Malocherschichten massiv zurückdrängen. Schon heute ist es selbst in nicht akademischen Haushalten üblich, dass der eigenwillige ruhrdeutsche grammatikalische Umgang mit der hochdeutschen Sprache immer wieder
Prognose:
Es wird sich ein ähnlicher Prozess wie im Münster-und Sauerland entwickeln. Die Alltagssprache wird immer hochdeutscher. Gewisse sprachliche Umgangsformen werden bleiben und neue Wörter durch Einwanderungsgruppen ergänzt.
Die künstliche Form des Ruhrdeutsches wird auch in Zukunft liebevoll auf der Künstlerschaftsebene weiter kultiviert.
Ob dadurch ein Stück Ruhrdeutsch im Alltag erhalten bleiben wird, bleibt abzuwarten.